Jahreskampagne vorgestellt

Caritas fordert mehr Sozialwohnungsbau und ein Sozialticket für die Busse im Landkreis Göttingen.

Auf die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt hat der Caritasverband Südniedersachsen bei einem Pressegespräch aufmerksam gemacht. „Wir fordern den Wiedereinstieg in den sozialen Wohnungsbau", sagt Stephan Siebert, Leiter Geschäftsbereich „Soziale Dienste und Kindertagesstätten“ bei der Caritas. Laut Mieterbund würden in Deutschland 2 Millionen Sozialwohnungen fehlen. Bei zunehmender Altersarmut, sinkenden Sozialleistungen und prekären Arbeitsverhältnissen sei die Gefahr groß, keinen bezahlbaren Wohnraum zu finden und somit von Wohnungslosigkeit bedroht zu sein. „Als Caritas setzen wir uns dafür ein, dass alle Menschen bezahlbaren Wohnraum bekommen können“, erklärt Siebert weiter. In einer Universitätsstadt wie Göttingen müssten insbesondere auch Wohnungen für Studierende gebaut werden. „Bildung ist unsere Zukunft", betont Siebert.


Machen auf die Wohnungsnot aufmerksam (v.l.): Anna Werner-Parker (Leiterin Mittagstisch St. Michael), Jesuitenpater Ludger Joos (Pfarrer von St. Michael), Maria Weiss (Caritas-Beraterin) und Stephan Siebert (Leiter Caritas-Geschäftsbereich „Soziale Dienste und Kindertagesstätten“). Foto: Broermann / kpg

In der Sozialberatungsstelle der Caritas in Göttingen werden immer wieder Wohnungsprobleme thematisiert. „37 Prozent der von mir beratenen Menschen leiden unter ihrer Wohnsituation“, berichtet Caritas-Beraterin Maria Weiss. Die Wohnungsnot werde oftmals aus Scham verborgen. Familien hätten es besonders schwer, angemessenen Wohnraum zu finden. Wenn Kinder geboren werden, müsse in vorhandenen Wohnungen häufig improvisiert werden. Ziehen erwachsene Kinder aus, könnten bei Sozialleistungsempfängern die Bemessungssätze für den Wohnraum nicht mehr passen. „Der soziale Wohnungsbau wurde den Marktgesetzten unterworfen wie bei Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen - mittlerweile sind die negativen Folgen spürbar", sagt Weiss. In der Unzufriedenheit über den mangelnden Wohnraum verstecke sich sozialer Sprengstoff.

Eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt verspricht sich der Caritasverband Südniedersachsen neben dem nötigen Wohnungsbau von einer Stärkung der Infrastruktur in ländlichen Gebieten. Insbesondere der öffentliche Personennahverkehr rund um Göttingen sollte gestärkt werden, damit es auch für einkommensschwache Haushalte möglich wird, günstigen Wohnraum in den umliegenden Gemeinden zu mieten. „Wir schlagen vor, ein Sozialticket für die Busse auch im Landkreis Göttingen einzuführen, wie es das für den Stadtbereich schon gibt", erklärt Weiss. Seit August 2017 kann bei Vorlage einer Sozialcard eine verbilligte Monatskarte die Göttinger Stadtbusse erworben werden.

Deutschlandweit engagiert sich der Caritasverband mit der Jahreskampagne 2018 unter dem Motto „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ für bezahlbaren Wohnraum. In Göttingen präsentierte die Caritas ihre Forderungen in den Räumen des sozialen Mittagstischs St. Michael, der seit September 1990 besteht. Bis zu 80 Gäste, darunter viele Wohnungslose, erhalten seitdem gegen ein geringes Entgelt Tag für Tag eine warme Mahlzeit. „Viele sprechen nicht darüber, aber an den Rucksäcken und Schlafrollen können wir erkennen, dass unsere Gäste keine eigene Wohnung haben", berichtet Anna Werner-Parker, Leiterin des Mittagstischs. „Wohnungsnot zieht viele andere Entbehrungen nach sich“, sagt Jesuitenpater Ludger Joos, Pfarrer von St. Michael.

 

Medienberichte

Wohnungsnot in Göttingen: Immer häufiger sind Menschen wohnungslos (Hessische/Niedersächsische Allgemeine)
Göttingen: Jeder Mensch braucht ein Zuhause – Caritas-Kampagne gegen Wohnungsnot (StadtRadio Göttingen)
Caritas fordert mehr bezahlbaren Wohnraum (NDR)
„Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ (Göttinger / Eichsfelder Tageblatt)