Selbsthilfegruppen bleiben im Lockdown erreichbar

Auf die bestehenden Selbsthilfegruppen in Duderstadt und Gieboldehausen macht die Fachstelle für Suchtprävention und Rehabilitation der Caritas Südniedersachsen aufmerksam.

„Die Selbsthilfegruppen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der ‚Behandlungskette‘ der Suchthilfe“, berichtet Caritas-Beraterin Friederike Smilge. In den beiden Gruppen im Untereichsfeld, in Duderstadt und Gieboldehausen, sind auch neue Mitglieder willkommen.

Bereits im März 2020 habe die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen sich dafür ausgesprochen, dass die Suchtselbsthilfe in der Covid-19-Pandemie als „systemrelevant“ eingestuft werde, da sie viele Folgeschäden der Krise und der Lockdowns mindere. „Zum einen sind Abhängigkeitserkrankte eine Hochrisikogruppe für schwere Covid-19-Krankheitsverläufe, zum anderen droht ihre Verelendung durch unterbrochene Versorgungsketten, was immense Folgekosten verursachen kann“, erklärt Caritas-Berater Ulrich Schmalstieg.

Ulrich Schmalstieg und Friederike Smilge arbeiten in der Suchtberatung im Caritas-Centrum Duderstadt. | Foto: Broermann / kpg
Ulrich Schmalstieg und Friederike Smilge arbeiten in der Suchtberatung im Caritas-Centrum Duderstadt. | Foto: Broermann / kpg

„Außerdem sind akut konsumierende Suchtkranke nur eingeschränkt in der Lage, die nötigen Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten, so dass sie selbst weitere Infektionsketten induzieren können“, warnt Schmalstieg. Für die Suchtberatung der Caritas seien die Selbsthilfegruppen daher eine wertvolle Ergänzung der eigenen Arbeit dar. „Sucht ist eine chronische, lebenslange Erkrankung, daher kommt neben der professionellen Suchthilfe in Beratungsstellen und Kliniken der gegenseitigen Selbsthilfe durch Betroffene eine besondere Bedeutung zu“, sagt Smilge.

Seit 2011 besteht in Duderstadt eine Selbsthilfegruppe, in Gieboldehausen schon seit 1981. Beide Gruppen verstehen sich als „abstinenzorientiert“. „Das bedeutet, dass sich alle Mitglieder der Suchtmittelabstinenz verpflichtet fühlen“, sagt Smilge. Selbstverständlich seien beide aber auch im Umgang mit Rückfällen erfahren, denn Rückfälle könnten Bestandteil der Krankheit sein. „Die Selbsthilfegruppen leisten dann Hilfe zur schnellstmöglichen Rückkehr zur Abstinenz“, berichtet die Caritas-Beraterin.

Die Selbsthilfegruppe „Kreuzbund“ in Gieboldehausen steht neben den Betroffenen auch Angehörigen offen. „Wir bilden einen geschützten Raum, aus dem nichts nach außen getragen wird. Alle können frei über alles sprechen, was sie bewegt. Das Vertrauen zueinander macht das möglich“, erklärt der Vorsitzende Walter S.* das Grundprinzip der Gruppe.

Ausgeprägtes Vertrauen untereinander

Viel Freude hätten die Mitglieder auch an Kreuzbund-Seminaren, an denen sie regelmäßig teilnehmen. Neben der Weiterbildung gebe es so einen Erfahrungsaustausch mit Kreuzbund-Gruppen aus anderen Orten. „Man gehört gleich dazu, fühlt sich nie fremd. Der Kreuzbund ist wie meine zweite Familie“, sagt S. Während der Lockdown-Zeiten halten die Mitglieder regelmäßigen telefonischen Kontakt zueinander.

In Duderstadt konzentriert sich die Selbsthilfegruppe bislang ohne Angehörige allein auf die Abhängigkeitserkrankten. „Wir möchten die Gruppe nicht missen!“, sagt Gruppen-Sprecherin Birgit P.* „Es ist immer das Wissen im Hintergrund, dass die Gruppe besser über unsere gemeinsame Erkrankung Bescheid weiß als alle anderen, auch besser als Angehörige oder Freunde. Wenn ich Suchtdruck hätte, könnte ich in der Gruppe leichter darüber sprechen, als irgendwo sonst“, beschreibt P. die Vorteile der Selbsthilfegruppe.

Das Vertrauen untereinander sei stark ausgeprägt. „Die Gruppe ist ein geschlossener Raum, wo wir uns offen zeigen können, wie wir sind. Wir merken einander auch oft schon ohne viele Worte an, wie es geht, reden auch offen über familiäre Probleme. In Notlagen, auch bei einem Rückfall, ist immer jemand da!“, sagt P. und ergänzt: „Die Gruppenmitglieder würden mir auch mehr hilfreichen Druck machen, eine Krise zu bewältigen, als andere Menschen das könnten.“

Tatsächlich mussten in den vergangenen Jahren mehrmals akute Rückfälle mit Hilfe der Gruppe bewältigt werden: „Wir haben dann lange Gespräche und Telefonate mit den Betroffenen geführt und sie an geeignete Hilfen weitervermittelt. Wir würden auch zu weiterführenden Hilfsangeboten begleiten, wenn Betroffene sich alleine nicht trauen“, berichtet die Sprecherin. Unter Pandemiebedingungen nutzen die Mitglieder neben dem Telefon auch digitale Medien und Spaziergänge für den Kontakt untereinander.

  • Interessierte an den Gruppen in Duderstadt und Gieboldehausen erhalten die Kontaktdaten anonym bei der Caritas unter den Telefonnummern 0 55 27 / 98 13-73 oder -74.

* Name geändert


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